Adventures

Sword

Gwendon

RUNDE: 3

DATUM: 5. Aleët (Diensttag der Feuerwoche des Monats Elrani) - Abends

ORT: Die grosse Halle der Burg Llannaid

Der Graf hat alle seine Gäste zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen. Die grosse Halle ist zum Bersten gefüllt mit Menschen. Von der erhöhten Tribüne im hinteren Teil, auf der die Tafeln des Grafen und der Gäste steht, blickt man auf die Köpfe von Soldaten, Dienern, Knechten, Mägden und anderen Gefolgsleuten des Grafen, die alle gemeinsam ihr Abendmahl einnehmen.

Den Ehrenplatz an der rechten Seite des Grafen nimmt heute ein Neuankömmling ein: Morten Essansor. Der Graf hat ihn als Baumeister aus Narsaria vorgestellt und will offensichtlich diese Gelegenheit nutzen, ihn in Llannaid einzuführen. Dementsprechend sind auch einige der wichtigsten Bewohner der Stadt eingeladen worden.

Natürlich ist Bergen ap Llannaid anwesend, der Onkel des Grafen. Tief über seinen Teller gebeugt stochert er missmutig in seinem Essen herum. Seine grauen Augen über der Hakennase scheinen tiefes Misstrauen gegenüber dem Fremdling auszudrücken.

Der einzige der gelegentlich ein paar Worte an Bergen richtet, ist Camren, ein Priester des Saër mittleren Alters, der ein persönlicher Freund und Vertrauter des Grafen ist. Er lebt wohl auch auf der Burg.

Andere prominente Gäste sind Immain, der Schildträger Liëssons von Llannaid (d.h. der Tempelvorsteher), Ciall ap Gawaen, der Tempelvorsteher des Saër-Tempels und damit Stadtrichter von Llannaid, Cormac ap Llannaid, der Stadtvogt und ein entfernter Verwandter des Grafen, und Voraig, der Hafenmeister.

Zur linken Seite des Grafen sitzt seine Frau Raenna. Graf und Gräfin verhalten sich zwar höflich, aber kühl zueinander. Raenna unterhält sich meistens mit einer sehr hübschen jungen Frau namens Arwen ap Tereg. Sie ist eine Nichte des Grafen und zur Zeit bei ihm zu Besuch.

Die anderen Gäste des Grafen, Ajac, Garthan, Gwendon und Turras sitzen an einem der Nebentische, zusammen mit dem Haushofmeister Sionric, dem Bibliothekar und Schreiber der Burg Liogan und den beiden militärischen Berater des Grafen, Brandon ap Riados, dem Hauptmann der Leibgarde, und Levardos, Hauptmann der Stadtwache. Diese beiden verhalten sich recht ruhig, zeigen aber durchaus Interesse an dem Neuankömmling Morten.

Die Unterhaltungen an allen Tischen sind recht lebhaft, drehen sich aber um relativ belanglose Dinge, wie das Wetter, den gestrigen Festtag und die anstehende Jagdgesellschaft.

Morten wendet sich an den Grafen. "Oh, verzeiht verehrter Herr Graf, ich scheine hier nicht der einzige Fremde zu sein. Ist dieser junge Mann auch einer Eurer Gäste hier ? Ich sah in gestern in der Krone". Er deutet sehr dezent auf den Nebentisch.

Der Graf nickt. "Ja, das ist Meister Ajac, ein Traumdeuterr. Er und seine Freunde haben der Stadt einen grossen Dienst erwiesen. Ihr werdet sie auch auf der Jagd sehen."

"Einen grossen Dienst?"

Der Graf blickt sehr ernst, als er Morten antwortet. "In der Stadt hatte sich ein Kult breitgemacht unter der Führung eines Zauberers und huldigte dem Gott Kjarun, dem Herrn des Hungers und der Wüsten. Diese vier konnten den Kult und den Zauberer ausfindig und unschädlich machen."

...

Nach dem reichlichen Abendessen - es gab viel Wildbret und Geflügel - bittet Arwen ap Tereg plötzlich Gwendon, etwas auf seiner Laute vorzutragen.

"Nichts tue ich lieber, als Euch diesen Wunsch zu erfüllen," meint Gwendon, während er unauffällig seine Hände am Tischtuch abwischt und seinen Stuhl zurückschiebt. Er weiss, dass er dem versammelten Hof ein gewisses Schauspiel schuldig ist und winkt daher mit einer leicht affektierten Geste einem Bediensteten, ihm seine Laute zu reichen, die er zufälligerweise mitgebracht hat. Gemessenen Schrittes geht er in die Mitte des Raumes und achtet darauf, eine gut ausgeleuchtete Stelle zu finden. Fieberhaft überlegt er, was er vortragen soll. Pflichtbewusstsein und Galanterie kämpfen in ihm miteinander. Mit einem inneren Schulterzucken gesteht er sich ein, dass es sowieso zu spät ist - egal wie klein oder gross der Hof ist, Neuigkeiten machen immer schnell die Runde. Jeder hier im Raum wird bereits wissen, dass er heute mit der Nichte des Grafen ausreiten war. Und nachdem er jetzt von ihr aufgefordert wird, etwas vorzutragen, wird man zwei und zwei zusammenzählen. So wird er ihnen wenigstens einen Grund geben, sich das Maul zu zerreissen - auch wenn dies die Verhandlungen mit dem Grafen komplizieren mag.

Kurz beugt er sich über seine Laute und stimmt sie, obwohl er es getan hat, bevor er sich auf dem Weg zum Festmahl gemacht hat. Auch das ist ein Teil des Rituals, dass das Publikum von ihm erwartet, und der ihm die Gelegenheit gibt, den Moment noch etwas hinauszuschieben. Das Lampenfieber ist immer noch so schlimm wie beim ersten Mal, und er fragt sich, ob sich jemals etwas daran ändern wird. Schliesslich hat das Publikum lang genug gewartet, er blickt Arwen an und hebt an zu singen. Auch diesmal ist er sich bis zum letzten Augenblick unsicher, ob ihn seine Stimme im Stich lassen wird - aber dann dringt der erste Ton rein und klar aus seiner Kehle, und es passiert wieder. Die Wände scheinen zurückzuweichen, die Zeit rinnt träge dahin, um ihn herum beginnen Farben und Formen zu verschmelzen. Er hat das Gefühl zu schweben und sieht - körperlos - auf sich und die gebannte Menge herab. Er sieht, wie sich sein Mund bewegt, Worte formt und die Musik das Publikum in den Bann schlägt. Seine Stimme verschmiltzt Vortragenden und Zuhörer zu einem einem einzigen Ganzen, dessen Aufmerksamkeit auf die Worte konzentriert ist, die er singt:

In ihrer Schönheit wandelt sie
Wie wolkenlose Sternennacht;
Vermählt auf ihrem Antlitz sieh
Des Dunkels Reiz, des Lichtes Pracht:
Der Dämmrung zarte Harmonie,
Die hinstirbt, wenn der Tag erwacht.

O diese Wang; o diese Braun,
Wie sanft, wie still, und doch beredt,
Was wir in ihrem Lächeln schaun!
Ein frommes Wirken früh und spät,
Ein Herz voll Frieden und Vertraun,
Und Lieb, unschuldig wie Gebet.

Nachdem die letzte Note verhallt ist, findet er sich in seinem Körper wieder und merkt, wie die Gemeinschaft noch einen Augenblick anhält und dann wieder in ihre Einzelteile zerfällt. Ohne hinzusehen weiss er, dass sich die Blicke von ihm lösen und zu Arwen wandern.Und er erwartet mit vorgebeugtem Kopf die Reaktion seiner Zuhörer.

Es gibt Applaus und bewundernde Zustimmung von der gräflichen Familie und ihren Gästen. Dem grösseren Publikum in der Halle wäre ein einfacheres und gröberes Trinklied sicherlich lieber gewesen, aber die, für die das Lied gedacht war - Arwen ap Tereg - lächelt Gwendon zufrieden an - ihr scheint sein Lied sehr gut gefallen zu haben.

Kurz darauf zieht sich der Graf zusammen mit Morten Essansor und den meisten wichtigen Persönlichkeiten der Stadt zurück.

Mit welchen Erlebnissen soll es weitergehen?

[Ajac] - [Garthan] - [Gwendon] - [Morten] - [Tim] - [Turras]