DATUM: 10. Aleët (Geistertag, Feuerwoche, Elrani) - Morgens
Du seufzst tief. "Euch zu überzeugen wird schwieriger, als die Verfolger
unbewaffnet anzugreifen vermute ich. Also schlage ich vor, wir lassen das
Pferd hier und schlagen uns zu Fuß in die Büsche."
Unbehaglich schaut Arwen zurück, von wo immer noch die Geräusche der
Verfolger zu hören sind. "Ich gebe es nur ungern zu, aber Ihr habt wohl
recht." Geschickt schwingt sie sich aus dem Sattel.
Zweifelnd schaust Du den Gaul an. "Kann man das Pferd dazu bringen, daß es
in die Gegenrichtung davontrottet?"
"Wir können es nur versuchen", meint Arwen. "Wo sollen wir hin?"
Du schaust Dich suchend um. Rechter Hand werden die Bäume ein wenig
lichter, dafür ist der Waldboden mit dichten Rhododendronsträuchern
überwuchert. "Dort rechts scheint es einige dichte Gebüsche zu geben. Das
scheint mir am geeignetsten zu sein."
Arwen nickt, geht zum Pferd und macht die Zügel am Sattelknauf fest. Dann
zieht sie einen schmalen Dolch, den sie am Gürtel trägt, aus der Scheide
und versetzt dem Tier einen schmerzhaften Stich in die Hinterbacken. Mit
einem erbosten und erschrockenen Wiehern macht das Pferd einen Satz nach
vorne und verschwindet galoppierend zwischen den Bäumen.
"Hoffentlich führt sie das eine Weile in die Irre", sagt Arwen und folgt Dir
dann in die andere Richtung.
Bald seid Ihr tief in den Sträuchern verschwunden und haltet einen Moment
inne, um nach den Verfolgern zu lauschen. Nach einigen Momenten sind auch
mehrere Pferde zu hören, die aber ohne anzuhalten an der Stelle
vorbeireiten, an der ihr abgebogen seid. Schnell werden sie leiser und bald
ist nichts mehr von ihnen zu hören.
"Puh!" Du wischt Dir den Schweiß von der Stirn. "Hoffentlich merken sie
nicht so bald, daß sie auf der falschen Fährte sind. Legen wir so schnell
wie möglich einigen Abstand zwischen uns und diesen Ort."
Arwen nickt zustimmend, und schnellen Schrittes führt sie Dich in Richtung
auf das Forsthaus zu.
...
Zwischen zwei Eichen hindurch spähst Du auf das geräumige Holzgebäude des
Forsthauses. Es liegt auf einer Lichtung, über die ein klarer Bach fließt.
Sein Gluckern und einige Vogelstimmen sind die einzigen Geräusche, die Du
wahrnehmen kannst. Es sind weder Menschen noch Pferde zu sehen, und alles
macht einen sehr friedlichen Eindruck. Trotzdem bist Du mißtrauisch nach
den Ereignissen des Morgens. Vorsichtig kehrst Du zu Arwen zurück.
"Es ist niemand zu sehen. Wer wohnt denn im Forsthaus?" fragst Du Deine
Begleiterin.
"Eigentlich nur der Förster und seine Frau. Ich weiß aber nicht, ob jetzt
während der Jagd noch jemand anderes da sein sollte", antwortet sie.
"Dann bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als nachzusehen, ob jemand zu
Hause ist. Am besten wartet Ihr hier auf mich. Ich werde rufen, wenn
alles sicher ist." Mit diesen Worten drehst Du Dich um und gehst in
Richtung Forsthaus.
Du näherst Dich dem Gebäude von der Rückseite, immer bereit, beim ersten
Anzeichen einer Gefahr in den Wald zu fliehen. Du überquerst den Bach auf
einigen großen Steinen, die wohl extra zu diesem Zweck dort plaziert sind
und gelangst schließlich zur Rückwand des Hauses. Du hältst Dich rechst,
denn links befindet sich in Hühnerhaus, dem Du nur ungern zu nahe kommen
möchtest. An einem Fenster hältst Du an und spähst vorsichtig ins Haus.
Du blickst in einen großen Raum, an dessen Schmalseite ein kräftiges Feuer
in einem Kamin brennt. Menschen sind jedoch keine zu sehen.
Du schleichst weiter an der Hauswand entlang and biegst gerade um die erste
Ecke, als Du von der Vorderseite her, die Eingangstür gehen hörst. Schnell
ziehst Du Dich wieder um die Ecke zurück und lauschst aufmerksam. Schritte
kommen näher. Zum Wald zurück kannst Du jetzt nicht mehr, also ziehst Du
Dein Kurzschwert und konzentrierst Dich auf einen Zauberspruch - "Tiranons
Entzug der körperlichen Energien" scheint immmer noch der angemessenste zu
sein. Die Schritte kommen näher, und als die Person um die Hausecke biegt
kommen Dir die ersten Worte des Zaubers über die Lippen. Du beißt Dir
jedoch auf die Zunge und zügelst Deine magische Kraft, als Du in das
Gesicht einer zu Tode erschrockenen älteren Frau schaust. Der Holzeimer,
der ihr aus der Hand gleitet und Hühnerfutter über den Boden schüttet,
überzeugt Dich von ihrer Ungefährlichkeit.
Schnell steckst Du Dein Schwert weg. "Gute Frau, bitte erschreckt nicht! Ich
brauche Eure Hilfe."
...
Bald hast Du der Försterin die Situation erklärt und befindest Dich mit
der Frau und Arwen im Wohnraum des Hauses. Ihr erfahrt, daß der Förster
sich mit den Männern des Grafen bei der Vorbereitung der Treibjagd war.
Seine Frau erwartete ihn kaum vor Morgen zurück, und jetzt ist sie
natürlich fürchterlich in Sorge um ihn. Das Ehepaar besitzt ein einziges
Pferd - einen ziemlich alten Klepper, der in einem kleinen Stall am Rande
der Lichtung untergebracht ist. Irgendwelche Räuber, Soldaten oder Söldner
hat Ilienna, die Försterin, nicht gesehen.