Die Morgenkälte kriecht in Deine
Knochen. Du solltest aufstehen und Dich ein bisschen bewegen.
Während Du frierend auf der Kante Deiner Lagerstätte
hockst, kannst Du durch den Spalt am Zelteingang Gwendon und seine
Kamaraden sehen. Fängt die Jagd jetzt ohne Dich an ? Ist das
auch so eine Tradition ?
...
Irgendwie bist Du leicht beleidigt, und ziehst
brummelnd Deine Klamotten an. Du mussst gerade nochmal an Deinen
Traum denken. Du allein im Wald....
...
Als Du vor das Zelt trete ist schon keiner mehr
da. Toll. Was machst Du jetzt?. Hier rumsitzen und Dir den Hintern
abfrieren. Unentschlossen stehst Du eine Weile herum....dann siehst
Du die Ruinen auf dem Hügel und beschliessst dorthin zu gehen.
...
Der Aufstieg streng Dich an, bringt aber auch
wieder die Wärme zurück in Deine Glieder. Für Ruinen
hast Du Dich schon immer interessiert. Sie sind halt geheimnisvoll.
Man schaut auf ein paar Steine und versucht etwas Neues über
etwas altes herauszufinden.
Wieso hat jemand hier etwas errichtet ? Wieso
verlassen ? Wieso ist nichts Neues gebaut worden. Du kannst Dich
nicht erinnern, sehr viele Ruinen gesehen zu haben. Wenn ein
Gebäude verlassen wird oder verlassen werden musste, dienten
fast alle Bestandteile anderen wieder als Baumaterial. Eine Frage
wäre dann ja noch, wieso überhaupt etwas übrig
geblieben ist ?
Mal sehen, was Du herausfinden kannst.
...
Das gefrorene Herbstlaub ist ziemlich rutschig
unter Deinen Füssen und der Hang recht steil. Mehrfach
verfluchst Du die Idee, zu den Ruinen hochzuklettern, aber da Du die
Hälfte des Weges schon hinter Dir hast, willst Du auch nicht
wieder umdrehen. "Ihr habt's gut," murmelst Du in Richtung einiger
Krähen, die Dich neugierig beobachten. Hmm, Flügel. Wie
wäre es wenn... Aber nein, Tibara von Alintoros ist erst vor ein
paar Jahren bei ihren Versuchen zu Tode gekommen.
Langsam wird der Boden flacher, und dann lichten
sich auch die Bäume. Bisher hast Du nur gelegentlich ein paar
alte Steinhaufen gesehen, aber hier auf der baumlosen Kuppel des
Hügels kann man deutlich die Überreste von Gebäuden
erkennen. Sogar ein Torbogen steht noch. Aber was ist das?
Aus den Ruinen hörst Du Stimmen durch die
Stille des Morgens. Und da - neben einer verfallenen Mauer steht
einer der Gardisten des Grafen. Du kannst deutlich die
gräflichen Farben blau und schwarz erkennen.
Etwas schnaufend trittst Du aus dem Wald heraus
und gehst freundlich und offen auf den Wachposten zu. "Guten Morgen,
guter ..."
Der Gardist fährt erschrocken herum un greift
nach seinem Schwert. Als er jedoch sieht, wer da vor ihm steht, ist
er sichtlich erleichtert.
"... Mann. Hat die Jagd etwa schon begonnen? Mich
hat niemand geweckt."
Jetzt verfinstert sich die Miene des Soldaten
wieder etwas, und er schaut Dich misstrauisch an. "Was macht Ihr hier
oben, Herr Essansor?" Seine Hand ruht auf dem Schwertgriff.
"Ich? Ich mache nur einen kleinen
Morgenspaziergang und interessiere mich für diese Ruinen? Ist
etwas los?"
Er scheint sich zu einer Entscheidung aufzuraffen.
"Ihr müsst mitgekommen. Ich muss dem Grafen Bescheid
sagen."
"Aber sicher doch. Wo ist der Graf denn?"
"Kommt bitte mit!" sagt er und deutet in Richtung
der Ruinen. Halb führend, halb schiebend geleitet er Dich weiter
auf die Lichtung. Um einen grossen Schutthaufen herumgehend kommt Ihr
zu einem einsamen erhaltenen Torbogen auf der Hügelkuppe. Dort
steht eine kleine Gruppe von Personen versammelt. Du erkennst den
Grafen, Camrem, Hauptmann Brandon, Gwendon, Ajac, diesen Turras si
Verion - und einen Fremden. Dieser ist ein Hüne von einem Mann -
nicht so übermässig gross, aber ungeheuer breit und massig
gebaut. Er ist recht vornehm gekleidet und befindet sich gerade in
einer Unterhaltung mit dem Grafen. Du kannst noch den Rest seiner
Worte hören, bevor der Gardist das Gespräch
unterbricht.
"... überzeugt davon, dass der
rechtmässige Thronerbe in den Verliesen der Burg zu Gwynneth
schmachtet. Ich habe ..."
"Herr Graf, Herr Hauptmann!" ruft der Dich
führende Soldat, und alle Aufemerksamkeit richtet sich auf
Dich.