DATUM: 10. Aleët (Geistertag, Feuerwoche, Elrani) - Kurz vor
Sonnenaufgang
Nachdem die anderen das Zelt verlassen
haben, und ihre Stimmen in Richtung der Ruinen verschwunden sind,
machst Du es Dir noch ein wenig gemütlich und döst vor Dich
hin. Aber Du schaffst es nicht, wieder einzuschlafen. Irgendwie bist
Du unruhig, weisst aber nicht, ob es an der unangenehmen Aussicht
liegt, heute irgendwelche Tiere abschlachten zu müssen, oder an
etwas anderem. Schliesslich gibst Du es auf und stehst auf.
Draussen ist es inzwischen richtig hell geworden,
aber die Sonne ist noch nicht über die Baumwipfel geklettert. In
einem der Zelte haben die Bediensteten einen Tisch aufgebaut und dort
gibt es Frühstück - heisse Milch, Tee, Brot, Butter,
Käse und Honig. Du hast Dich gerade an dem Tisch niedergelassen
und Dir einige dicke Scheiben Brot geschmiert, als Arwen das Zelt
betritt. Sie trägt praktische Jagdkleidung und hat ihre blonden
Locken zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Nach einem suchenden
Blick durchs Zelt kommt sie zu Dir herüber und setzt sich neben
Dich.
"Guten Morgen, Meister Ajac. Habt Ihr gut
geschlafen?"
Du hast gerade einen grossen Bissen genommen.
"Mmmj...mmm... ja, sehr gut. Vielen Dank."
"Wo sind denn Eure Freunde? Schlafen sie
noch?"
Du schüttelst den Kopf. "Nein, sie hatten
noch irgendetwas mit dem Herrn Grafen zu besprechen. Sie werden
sicherlich bald kommen."
"Aha." Sie lässt sich auch etwas zu Essen
bringen, und eine Weile lang frühstückt Ihr schweigend.
Schliesslich schiebst Du gesättigt Deinen Teller von Dir und
seufzt zufrieden.
Arwen lächelt Dich an. "Ihr wisst ein gutes
Essen zu schätzen."
"Es geht nichts über ein gutes
Frühstück, um den Tag angemessen zu beginnen."
"Ihr seid ein Traumdeuter?" fragt Dich
Arwen.
"Ja, allerdings."
"Das ist ein sehr aussergewöhnlicher Beruf.
Wie seid Ihr dazu gekommen?"
"Oh, ich bin in einem Orden aufgewachsen, in dem
die Traumdeuterei eine lange Tradition hat."
Sie denkt einen Augenblick lang nach. "Ich habe
seit meiner Kindheit einen Traum, der immer wiederkehrt. Vielleicht
könnt Ihr mir ja sagen was er zu bedeuten hat."
"Das kann schon sein, un dich werde ihn mir gerne
anhören. Aber Ihr solltet Euch vorher überlegen, ob Ihr
wirklich wissen wollt, was er zu bedeuten hat. Manchen Träume
sind Ausdruck unserer tiefsten Ängste und Wünsche, und
nicht immer ist es angenehm oder ratsam, diesen ins Auge zu
blicken."
"Hmm, ich..."
In diesem Moment ertönen von draussen
aufgeregte Rufe, und Hufgetrappel ist zu hören. Ihr schaut Euch
erstaunt an, steht auf und geht zum Zelteingang, um einen Blick nach
draussen zu werfen.
Auf der anderen Seite des Lagers, da wo ihr
gestern den Bach überquert, sind bestimmt ein Dutzend berittener
Kämpfer zu sehen, die nicht die Farben von Llannaid tragen. Zwei
Gardisten des Grafen, die anscheinend Wache gehalten haben, haben
diese Reiter aufgehalten und befinden sich in einer nicht gerade
freundlich aussehenden Diskussion mit ihnen. Zwei andere Gardisten
sind auf dem Weg dorthin. Du siehst, wie einer der Reiter sein Pferd
in den Rücken der Gardisten lenkt. Während Du noch
hinschaust zieht er plötzlich sein Schwert und schlägt
einen der Soldaten nieder. Der Aufschrei der anderen Gardisten geht
in dem Gebrüll der Reiter unter, als sie alle ihren Waffen
ziehen, ihren Pferden die Sporen geben und in Richtung des Lagers
sprengen. Im Nu sind die anderen drei Gardisten, die ihnen im Weg
standen, niedergemacht.