DATUM: 10. Aleët (Geistertag, Feuerwoche, Elrani) - Morgens
"Oh, ich ging eigentlich davon aus, daß das Treffen bei den Ruinen nicht
offiziell bekannt war." Du kratzt Dich am Kopf. "Aber wenn ihr meint, daß
der Herr Graf dort ebenfalls überfallen sein könnte..."
Du überlegst kurz und fährst dann achselzuckend fort: "...nun gut, dann
versuchen wir diese Forsthütte zu erreichen."
Aber irgendwie gefällt Dir der Plan nicht. Du hälst inne, runzelst die
Stirn und fragst: "Hmmm...da fällt mir gerade ein..., könnte es nicht
sein, daß wir auch dort schon erwartet werden ? Ich meine, wenn dieser
Überfall so organisiert aussah, und WENN wir davon ausgehen, daß auch die
Gesellschaft bei den Ruinen überfallen wurde ?"
Du schaust Arwen fragend an.
Ihr hübsches Gesicht sieht sehr nachdenklich aus. "Hmm, Ihr habt recht.
Das Forsthaus ist bekannt, vielleicht sind sie auch dort."
"Vielleicht sollten wir doch besser sehen, ob wir den Grafen finden
können."
Arwen nickt. "Einverstanden. Wißt Ihr, wo genau er hingehen wollte?"
"Nicht genau, aber irgendwo dort oben bei den Ruinen. Wir sollten uns
VORSICHTIG in diese Richtung begeben," sagst Du und deutest auf den Hang,
der Euch nicht nur auf die Hügelkuppe, sondern auch weg vom Lager bringen
wird.
"Was ist mit ihm?" fragt Arwen und zeigt auf den besinnungslosen Soldaten.
"Oh, den hätte ich beinahe vergessen. Er wird bald wieder aufwachen.
Vielleicht sollten wir ihn fesseln und knebeln."
Schnell verschnürt Ihr den Soldaten. Er trägt wenig von Interesse bei
sich, nur eine bestickte Börse mit einigen Kupferstücken erregt Deine
Aufmerksamkeit. Du steckst sie ein.
Als Du das Pferd beim Zügel nimmst, um es den Hang hinauf zu führen,
ertönt plötzlich das Bellen eines Hundes vom Lager her. Du befürchtest
schon, daß man jetzt mit Jagdhunden hinter Euch herhetzt, aber Arwens
freudiger Ausruf "Tam!" beruhigt Dich wieder. Ihr schlanker graür Gefährte
kommt zwischen den Bäumen heran geschossen, und springt freudig um seine
Herrin herum. Sie kniet sich auf den Boden und umarmt ihren Hund. "Tam, ich
hatte schon das Schlimmste befürchtet."
Du räusperst Dich. "Verzeiht, aber wir sollten hier nicht so lange
verweilen. Jederzeit kann hier jemand aus dem Lager auftauchen."
Arwen steht auf und beruhigt ihren Hund. "Ihr habt recht, Meister Ajac.
Laßt uns gehen."
Du nimmst das Pferd am Zügel, und gemeinsam macht Ihr Euch auf den Weg
weiter in den Wald hinein. Tam trottet brav neben seiner Herrin her, ohne
ein weiters Bellen von sich zu geben.
Ihr seid noch nicht weit gekommen, als ihr Rufe und Geschrei hört. Irgendwo
vor Euch, vielleicht auf der anderen Seite des Hügels, kämpfen Leute
gegeneinander. Sie sind aber anscheinend recht weit entfernt.
Arwen schaut Dich an. "Und jetzt? Wir sind nicht mehr weit von den Ruinen
entfernt. Noch ein Stück den Hang hinauf, dann sind wir da. Oder sollen
wir versuchen, so schnell wie möglich zu dem Kampfgeschehen zu kommen?"
Du überlegst. "Hm. Wir müssen vorsichtig sein. In einem Kampf können wir
nicht viel helfen. Bleibt Ihr mit dem Pferd hier. Ich werde erstmal auf den
Hügel schleichen und sehen, ob ich von dort einen Überblick bekommen kann."
Du gibst Arwen die Zügel und machst Dich daran, den steiler werdenden Rest
des Hügels hinauf zu klettern. Der Kampflärm ist schon wieder verstummt.
Manchmal mußt Du die Hände zu Hilfe nehmen und Dich an Ästen die steilsten
Stücke hinauf ziehen, aber schließlich wird der Boden flacher, und der
Wald lichtet sich vor Dir. Grasbewachsene Schutthaufen, einige Maürreste und
ein einzelner stehengebliebener Torbogen liegen vor Die über die baumlose
Kuppe des Hügels verstreut. Außer einigen Krähen, die in den kahlen
Bäumen am Rande der Lichtung sitzen, ist kein Lebewesen zu sehen.
Du wartest einige Augenblicke, aber nachdem sich niemand blicken läßt,
wagst Du Dich vorsichtig auf die Lichtung hinaus. Zwischen den Ruinen ist das
Gras niedergetrampelt, und der eine oder andere Pfeil ragt aus dem Boden.
Dann stößt Du auf einen grausigen Anblick. Im Gras auf der dem Lager
zugewandten Seite der Lichtung liegt die Leiche Hauptmann Brandons. Ein
Pfeil steckt in seiner Brust, und jemand hat seinen Schädel eingeschlagen.
Das noch frische Blut versickert unter ihm im Boden. Die Krähen in den
Bäumen scheinen die Leiche gierig zu beäugen. Aber Du traust Dich nicht,
die Lage der Leiche zu verändern, vielleicht wird jemand zurückkommmen, um
sie zu holen. Stattdessen schaust Du Dir den Bodem im weiteren Umkreis an.
Du kannst aber nicht mehr feststellen, als daß eine Menge Leute aus der
Richtung des Lagers quer über die Lichtung auf die andere Seite des Hügels
gelaufen sind.
Dann treibt Dich die Sorge um Arwen zurück in den Wald. Nach einer kurzen
Kletterpartie erreichst Du den Platz, an dem Du sie zurückgelassen hast
und bist erleichtert, daß sie noch da ist und auf Dich wartet.
"Was habt Ihr gefunden, Meister Ajac?" fragt sie mit sorgenvoller Stimme.