Adventures

Sword

Garthan, Gwendon, Morten und Turras

RUNDE: 11

DATUM: 10. Aleet (Geistertag, Feuerwoche, Elrani)

ORT: Ein unterirdischer Gang

Unwillkürlich rücken alle einen Schritt enger zusammen, als die Geister auf die Gruppe zu geschossen kommen. Turras greift nach seinem Abzeichen des Liesson, murmelt ein Stoßgebet und stellt sich vor den Grafen. Der Gardist, offensichtlich am Ende seiner Selbstbeherrschung, beginnt sein Schwert aus der Scheide zu ziehen, aber Garthan packt seinen Arm und hält ihn fest. Ein Moment starrt der Gardist ihn an, gibt dann aber nach und schiebt die Klinge zurück.

Morten reißt instinktiv einen Arm schützend vor sein Gesicht, als die Axt eines Geisterkriegers auf ihn herabsaust. Aber der erwartete Schlag bleibt aus. Widerstandslos gleitet das Blatt der Streitaxt durch Mortens Körper hindurch, ohne ihn zu verletzen. Einige Augenblicke schlagen die Angreifer auf die wie erstarrt da stehende Gruppe ein, ohne daß etwas passiert. Dann verschwinden sie so schnell, wie sie gekommen sind.

"Ich weiß, daß Deine Diener machtlos gegenüber den Standhaften sind, Angeiron." Malvins Stimme ist fest und entschlossen. "Gib den Weg frei!"

Die Antwort des Greises ist von Haß verzerrt. "ICH gebiete über den Ausgang dieser Hallen. Ohne meine Erlaubnis wirst Du diesen Ort NIE verlassen, Malvin." Er hält einen Moment inne, und als er weiter spricht liegt ein verschlagener Ton in seiner Stimme. "Es sei denn, einer von Euch wollte hierbleiben, um mir Gesellschaft zu leisten."

Malvin hebt an, um eine Antwort zu geben, aber er kommt nicht mehr dazu. Der Gardist reißt sich von Garthan los, und stürzt sich das Schwert ziehend auf den Greis.

Turras macht einen Satz nach vorne, um den Soldaten aufzuhalten, aber Malvin streckt seinen Arm aus und hält ihn davon ab.

"Du wirst uns nicht aufhalten, Du Scheusal!" brüllt der Gardist. Seine Klinge blitzt im Fackelschein auf, saust herab und fährt dem Greis in die Seite. Dessen skelettartige Finger klammern sich verzweifelt an den Arm des Angreifers, während er mit einem Röcheln zu Boden sinkt. Für einen Moment steht der Gardist triumphierend über der Leiche des uralten Königs, aber dann geschieht etwas Seltsames. Aus dem auf dem Boden liegenden Körper löst sich ein grauer Dunst und windet sich dem Soldaten um die Beine. "Siomar!" ruft Graf Tamaig erschrocken aus. "Bleibt, wo Ihr seid! Ihr könnt nichts tun," bellt Malvin im Befehlston.

Der Gardist schaut auf seine Beine hinab, ist aber offensichtlich unfähig, auch nur einen Fuß von der Stelle zu rühren. Der graue Nebel klettert weiter an seinem Körper empor, windet sich um Bauch, Brust, Arme und nähert sich dem Kopf. Verzweifelt dreht Siomar seinen Kopf nach hinten und schaut die anderen flehentlich an. "Helft m.." Seine Stimme erstirbt. Ein Krampf schüttelt seinen Körper.

Mit einem Mal wird er ruhig und entspannt sich. Er dreht sich um und schaut auf. Aber die Augen sind nicht mehr dieselben. Aus dem Gesicht Siomars des Gardisten schauen die Augen König Angeirons.

"Ahh, endlich ein neuer Körper. Lange habe ich darauf gewartet." Auch die Stimme ist die des untoten Königs, entfernt wie ein Echo längst vergessener Worte.

"Was habt Ihr getan? Laßt meinen Soldaten frei!" Der Graf ist erschüttert von der Verwandlung, deren Zeuge er geworden ist, und seine Stimme bebt vor Zorn. Aber alle Anstalten, gegen Angeiron vorzugehen, werden von Malvin mit Blicken und Handzeichen unterbunden.

Das Lachen des Untoten läßt allen das Blut in den Adern gefrieren. "Euren armseligen kleinen Schwertkämpfer gibt es nicht mehr. Dieser Körper ist jetzt meiner." Selbstgefällig schaut er an sich hinunter und betrachtet seine Arme. "Aber ich bin großzügig. Nach diesem wunderbaren Geschenk, das ihr mir gebracht habt, lasse ich Euch gehen. Kehrt zurück in die Welt der Lebenden. Hier habt Ihr nichts verloren."

Mit diesen Worten dreht er sich um und verschwindet in der Dunkelheit. Nur mit Mühe können Malvin und der Turras den Grafen daran hindern, etwas Unbedachtes zu tun. Ganz langsam beruhigt sich dieser wieder. "Ich werde zurück kommen und dieses Loch von allen bösen Geistern säubern," preßt er zwischen knirschenden Zähnen hervor.

"Ihr würdet hier nichts als den Tod finden. Diese Hallen gehören den Toten," sagt Malvin.

"Warum habt Ihr uns dann hierher geführt? Ihr habt dich gewußt, was uns erwartet?" klagt der Graf ihn an.

Malvins Ton ist scharf, als er antwortet: "Hätten wir gekämpft, hätten wir vielleicht alle den Tod gefunden. Das Risiko hier war kleiner. Seid dankbar, daß Ihr noch am Leben seid. König Geren hätte Euch sicherlich umbringen lassen. Euer Gardist hat sein Leben für Euch gelassen, wie es seine Aufgabe war."

Die harte Antwort verschlägt Graf Tamaig für einen Moment die Sprache, und auf sein düsteres: "Ein solches Ende hat er nicht verdient!" reagiert Malvin nicht mehr.

Statt dessen wendet sich dieser wieder in die Halle hinein. "Gehen wir! Je eher wir diesen Ort verlassen, desto besser." Ohne auf eine Antwort abzuwarten, geht er voran. Schweigend folgen die anderen.

Bald erstreckt sich die Dunkelheit jenseits des Fackelscheins scheinbar in unendliche Ferne. Malvin schaut sich immer wieder aufmerksam um, verlangsamt seinen Schritt aber nicht, obwohl keinerlei Orientierungspunkte zu erkennen sind. Doch dann rücken die Wände zusammen, und die Gruppe findet sich in einem gewölbten Gang wieder, der leicht aufwärts führt. Einige Zeit geht es so immer geradeaus und nach oben, bis sich der Gang langsam verändert. War der Boden am Anfang mit großen Steinplatten ausgelegt und die Wände glatt gemauert, so liegt jetzt oft das Erdreich bloß, wo große Wurzeln die Steine aus der Wand oder dem Boden heraus gedrückt haben. Der Weg wird zusehends holpriger, so daß man sehr auf seine Schritte achten muß.

Trotz dieser nötigen Vorsicht wird das Gefühl der Bedrückung, das von diesen unterirdischen Gemäuern ausgeht, immer schwächer, und die Luft wird frischer, weniger muffig. Erleichterung macht sich breit, als Malvin schließlich einige von der Decke herabhängende Ranken beiseite schiebt und man dahinter eine Öffnung ins Freie erkennen kann. Tiefe Nacht liegt über dem Forst von Llannaid, als einer nach dem anderen aus der überwucherten Höhlenöffnung heraus klettert. Ringsum stehen die nächtlichen Bäume wie stumme Wächter und zwischen ihnen wuchert dichtes Unterholz.

"Wo sind wir?" fragt Gwendon und schaut sich um. Nirgendwo ist auch nur die Spur eines Pfades zu entdecken.

"Wir müssen irgendwo im tiefen Forst sein," meint der Graf. "Es gibt hier Stellen, wo nie ein Mensch hinkommt."

"Ihr habt recht." Malvin läßt seinen Blick umherschweifen und betrachtet dann eingehend den sternklaren Himmel. "Wir sind wahrscheinlich ein paar Meilen randwärts des Lagers. Und manchmal kommen Menschen hierher."

"Und wie kommen wir jetzt zurück nach Llannaid?" Turras Gedanken sind wie üblich bei dem dringendsten Problem.

"Wir halten uns gegendrehwärts und randwärts, bis wir den Wald hinter uns lassen. Dann schauen wir, ob wir ein paar Pferde auftreiben können."

Morten betrachtet zweifelnd den Wald. "Das wird harte Arbeit bei diesem Unterholz."

"Wir werden einen Weg bahnen."

...

Einige Stunden später. Ihr stolpert immer noch müde und zerkratzt durch den Wald. Malvin und abwechselnd Garthan oder Turras haben mit ihren Schwertern die dichtesten Ranken aus dem Weg geräumt, aber ihr mußtet über unzählige umgestürzte Baumstämme klettern , Zweige haben Eure Kleidung zerrissen und Dornen Eure Hände und Gesichter zerkratzt. Gwendon, Morten und Graf Tamaig können sich vor Müdigkeit kaum noch auf den Beinen halten. Nur Malvins Energie scheint unerschöpflich zu sein.

"Die Bäume lichten sich." Garthan stützt sich auf sein Schwert und wischt sich den Schweiß von der Stirn. Ihr blickt hoffnungsvoll nach vorne. Tatsächlich scheint das Unterholz zurückweichen.

"Wird auch langsam Zeit," stöhnt Morten. "Wie lange sollen wir noch marschieren?"

Malvin hebt seinen Leuchtstein und mustert die Gruppe. "Noch ein paar Meter dann machen wir Rast."

Der erste Schimmer des Morgens macht sich bemerkbar, und in dem grauen Licht könnt ihr erkennen, daß ihr an einer Stelle seid, an der vor nicht allzu langer Zeit Holz geschlagen worden ist. Baumstümpfe ragen aus riesigen Haufen entfernter Äste und Zweige heraus. Dazwischen sind von Füßen und Hufen Wege ins Unterholz getrampelt worden. Abtransportierte Stämme haben tiefe Furchen im Boden hinterlassen.

Müde läßt sich Graf Tamaig auf einen Baumstumpf sinken und stützt den Kopf in beide Hände. Auch die anderen suchen sich jeder ein Plätzchen, an dem sie sich für ein Weilchen ausruhen können. Nur Malvin bleibt stehen und schaut sich aufmerksam um.

"Ich werde mich mal umsehen, wo wir ungefähr sind. Ich bin bald zurück." Mit diesen Worten an Turras folgt er einem der Wege, die von hier weiterführen und ist bald zwischen den Bäumen verschwunden.

...

Als Malvin nach etwas einer halben Atlai zurückkehrt, fühlt ihr Euch nur wenig erholt. Der Graf war eingeschlafen, schreckt aber bei Malvins Ankunft aus seinem unruhigen Schlummer hoch.

"Bis zum Waldrand ist es nicht mehr weit, nur ein bis zwei Meilen. Nicht weit von hier scheint ein Holzfällerlager zu sein und gegendrehwärts konnte ich ein Dorf oder Gehöft erkennen." Malvin schaut Tamaig fragend an. "Wißt Ihr einen Ort, wo wir Pferde bekommen können?"

Der Graf reibt sich verschlafen die Augen. "Ein Holzfällerlager sagt Ihr? Dann weiß ich wahrscheinlich wo wir sind. Das Gehöft könnte das von Gorwain sein - einer meiner Vasallen. Er hat Pferde."

"Gut, dann los. Wir haben keine Zeit zu verlieren."

...

Eine Atlai später. Tatsächlich hat sich das Gehöft als das von Gorwain ap Llannaid herausgestellt. Gorwain ist ein älterer, aber anscheinend noch sehr tatkräftiger Mann, der trotz seiner Verblüffung über das plötzliche Auftauchen des Grafen die Situation schnell verstanden hat. Während ihr bei einem hastig zubereiteten Frühstück sitzt und seit mehr als zwölf Atlai endlich wieder etwas zu essen bekommt, hat er einige seiner Leute los geschickt, um die Lage auszuspähen. Inzwischen leistet er Euch wieder Gesellschaft und regt sich mit seiner rumpelnden Baßstimme über König Geren auf.

"Daß er Euch so hinterrücks von seinen Wegelageren überfallen läßt! Diesem kleinen Feigling muß man ordentlich den Hintern versohlen. Das will ein König sein." Er rauft sich so wütend den prächtigen Vollbart, daß man fast Angst bekommt, er würde ihn gleich ausreißen.

"Ich mache mir Sorgen um meine Nichte. Hoffentlich ist ihr nichts passiert." Graf Tamaig blickt finster drein. "Wenn seine Leute ihr etwas angetan haben, dann möge Saer Geren gnädig sein. Ich jedenfalls nicht."

"Eure Nichte war bei Euch? Arwen ap Tereg?" fragt Malvin erstaunt.

Tamaig nickt sorgenvoll. "Hätte ich ihr doch nur nicht erlaubt mit zu kommen. Wir müssen nach ihr suchen."

Malvin schüttelt den Kopf. "Ihr müßt zurück nach Llannaid. Wer weiß, was Geren sonst noch so unternommen hat."

Der Graf fährt den Söldner scharf an. "Ich kann Arwen nicht einfach so zurück lassen. Familienbande gelten hier in Gwynneth noch etwas, Herr Oberst."

"Ja, deshalb hat Geren ja auch die Familie seines Bruders ermorden lassen", lautet die sarkastische Antwort. Aber dann hebt Malvin beschwichtigend die Hände. "Ihr habt recht. Wir müssen erfahren, was geschehen ist." Sein Blick richtet sich auf Turras. "Wir sollten uns teilen. Während ich den Grafen nach Llannaid bringe, könnte jemand von Euch versuchen herauszufinden, was im Jagdlager geschehen ist. Ist dazu jemand bereit?" Fragend schaut er Euch der Reihe nach an.

Mit welchen Erlebnissen soll es weitergehen?

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