DATUM: 10. Aleët (Geistertag, Feuerwoche, Elrani) - Bei
Sonnenaufgang
Gwendons Ruf "Schützt den Grafen!" schallt über die Lichtung, aber Malvin hat diesen schon
an der Schulter gepackt und zieht ihn zurück in die Deckung der
nächsten Ruine. Gleichzeitig brüllt er: "Zurück! In
Deckung!" über die Lichtung. Turras stürzt mit seinem
Kriegsruf "Liesson!" nach vorne, um den beiden mit seinem Schild
Deckung zu geben. Der Gardist bemüht sich verzweifelt, die
regungslose Gestalt des Hauptmanns bei den Schultern zu packen und in
Sicherheit zu ziehen. Als sich jedoch direkt neben ihm ein Pfeil in
den Boden bohrt, gibt er dieses Vorhaben auf und zieht sich ebenfalls
zurück.
Aus dem Wald treten weitere Angreifer hervor, und
zu Eurem Schrecken trägt sicherlich die Hälfte von ihnen
Bögen. Vom Jagdlager her ist plötzlich ebenfalls Geschrei
und Kampflärm zu hören.
Als Turras Malvin erreicht bellt dieser: "Wir
müssen hier weg. Dem Grafen darf nichts passieren." Ein
Rundblick zeigt, dass Ihr nur für einen Moment gedeckt seid.
Morten Essansor hält im Schatten des Torbogens seine Schleuder
bereit, bleibt aber möglichst aus dem Schussfeld der
Bogenschützen; Gwendon bereitet einen Zauberspruch vor. Camren
bemüht sich, zum Grafen zu kommen, und Garthan kauert mit bereit
gehaltener Waffe hinter einer verfallenen Mauer. Aber die Angreifer
rücken langsam näher.
Ein Pfeil bleibt zitternd in Turras Schild
stecken, während ein anderer den zurücklaufenden Gardisten
im Rücken trifft, aber harmlos von dessen Rüstung
abgleitet.
Neben Malvin und dem Grafen schimmert
plötzlich die Luft, und ein Gestalt formt sich aus dem Nichts:
Ein Abbild des Grafen. Es ist nichts besonders gut - zu klein und
leicht durchscheinend, aber Turras versteht schnell.
"Eine Illusion von Gwendon. Zur Ablenkung!" zischt
er Malvin zu, und dieser reagiert sofort. "Zur Rückseite des
Hügels, vielleicht haben sie uns noch nicht umzingelt," ruft er
halblaut. "Halt uns den Rücken frei!" fügt zu Turras
gewandt hinzu. "Ich bleibe beim Grafen."
Gwendon lenkt seine Illusion in das Sichtfeld der
Angreifer. Mehrere Pfeile schwirren durch die Luft und prallen
harmlos von den herumliegenden Steinen ab. Morten lässt einen
Schleuderstein fliegen, nimmt sich aber keine Zeit, dessen Wirkung
abzuwarten, sondern beginnt sofort zu laufen. Die anderen tun es ihm
gleich. Malvin bleibt direkt hinter Graf Tamaig, um ihn abzuschirmen.
Turras und der Gardist bilden den Schluss und halten ein Auge auf die
Verfolger. Ein paar weitere Pfeile zischen über Eure Köpfe
hinweg, richten aber keinen Schaden an.
Morten ist der erste, der in den Wald auf der
anderen Seite der Lichtung eintaucht. Es gibt nur wenig Unterholz, so
dass man weiterhin schnell vorankommt. Tiefhängende Zweige
schlagen Euch ins Gesicht, als Ihr durch den Wald hetzt.
Plötzlich bleibt Morten stehen. Eine steile Böschung liegt
vor ihm und dem aufschliessenden Garthan. Sie führt wohl acht
bis zehn Schritt hinunter und ist dicht mit Laub bedeckt. Rechts und
links ist kein einfacherer Weg hinunter zu entdecken.
Garthan stösst atemlos hervor: "Wir haben
keine Zeit. Ich gehe vor. Für den Fall, dass da unten noch
andere sind." Mit diesen Worten beginnt er, vorsichtig den Hang hinab
zu klettern, indem er sich von einem Baum zum nächsten hangelt.
Morten folgt ihm. Kurz darauf erreichen Camren und Gwendon den Hang,
mit Malvin und dem Grafen knapp dahinter. Gwendon zögert einen
Moment, um auf den Grafen zu warten, aber Camren macht sich sofort an
den Abstieg.
Ein unterdrückter Aufschrei erklingt. Morten
ist auf dem rutschigen Blättern ausgeglitten und rauscht in
einer Lawine aus Laub an Garthan vorbei die Böschung hinunter.
Er überschlägt sich mehrfach, schlägt sich schmerzhaft
den linken Arm an einem Baum an und bleibt schliesslich unten, gegen
ein Hindernis rollend, liegen. Noch benommen und schwindlig wird ihm
plötzlich klar, dass dieses Hindernis keineswegs ein Baum,
sondern die Beine eines Mannes sind, und dass er in das
bösartige Grinsen eines Soldaten hinaufstarrt.
Aber als dieser die Axt hebt, um dem jungen Leben
des Baumeisters ein Ende zu bereiten, kracht eine andere Gestalt in
ihn hinein. Garthan ist die letzten Meter des Hanges halb hinunter
gerutscht, halb gesprungen und hat den Soldaten mit voller Wucht
gerammt. In einer Wolke aus Laub und Zweigen gehen beide zu
Boden.
Garthan ist etwas schneller wieder auf den Beinen,
und als er sich so schnell wie möglich auf den Gegner
stürzt, hat dieser es nur gerade geschafft, auf die Knie zu
kommen und sein Schild zur Abwehr zu heben. Aber Garthans Hieb kracht
mit fürchterlicher Gewalt auf ihn nieder, spaltet das Schild,
und die Klinge dringt tief in den Nacken des Soldaten. Dunkelrotes
Blut quillt hervor, als dieser zusammensackt und reglos auf dem
Waldboden liegen bleibt.
Auch Morten hat sich wieder aufgerappelt. Sein Arm
schmerz höllisch, aber lässt sich noch bewegen. Ein
deftiger Fluch entringt sich Garthans Kehle, als zwischen den
Bäumen drei weitere Soldaten mit gezogenen Waffen
auftauchen.