Adventures

Sword

Tim

RUNDE: 3

DATUM: Diensttag der Feuerwoche des Monats Elrani (5. Aleët)

ORT: Die Hafenstadt Llannaid am Meer der Kälte

Nachdem der Schmied in Deinem Kopf endlich nachgelassen hat, seinen Amboss zu bearbeiten, versuchst Du Dir erst einmal darüber klar zu werden, wo Du Dich eigentlich befindest. Du hattest Dir doch gestern noch gar keine Unterkunft gesucht! Das Zimmer, in dem Du bist und das Morten eben verlassen hat, ist einfach aber sauber eingerichtet, kommt Dir aber völlig unbekannt vor.

Verwirrt steckst Du Deinen Kopf aus der Tür und stellst schliesslich fest, dass Du in einem Zimmer über der "Perlengrotte" eingemietet bist. Morten muss das gestern Nacht noch arrangiert haben, aber Du kannst Dich ums Verrecken nicht daran erinnern. Na ja, für's erste ist das Zimmer o.k., es ist billig und sauber, und später kannst Du Dir immer noch etwas besseres suchen.

Jetzt kommen die Erinnerungen an den gestrigen Tag mit schmerzvoller Klarheit wieder hervor. So geht das nicht weiter! Du musst endlich wissen, was hier gespielt wird. Jeder ausser Dir scheint irgendein Geheimnis mit sich herumzuschleppen. Es wird Zeit, dass ein paar offene Worte gesprochen werden.

Der Schankraum im Erdgeschoss ist um diese Zeit leer, aber die Wirtin Enid, versorgt Dich mit einem späten Frühstück. Es war tatsächlich Morten, der Dich eingemietet hat. Das Zimmer kostet 3 Klan pro Tag und für weitere 2 Klan bekommst Du jeden Morgen ein gutes Frühstück. Während Du Dich über Brot, Butter, Speck und einen Becher Ziegenmilch hermachst (ein Kater hat Dich noch nie davon abgehalten, ein kräftiges Frühstück zu essen), erkundigst Du Dich bei der Wirtin nach einem Schreiber.

"Die meisten Leute gehen zum Tempel der Niamut, um einen Brief schreiben zu lassen. Aber auch Daniuc der Krämer kann schreiben und bietet seine Dienste an."

"Und wo finde ich diesen Daniuc?"

"Geht einfach nach rechts die Gasse hinunter und biegt in die zweite Strasse nach links ab. Dann könnt Ihr nach ein paar Metern seinen Laden sehen. Es hängt ein Schild mit einem Korb und einem Seil daran."

...

"Und was soll ich nun schreiben?" fragt Daniuc.

"Schreibt folgendes: Sehr geehrte Dame, ... Ich muss dringend mit Euch über einen Eurer Bekannten, sein Name ist Jolgin, sprechen. Bitte kommt heute abend bei Sonnenuntergang ... hmm ... zum Fischmarkt, da wo die Strasse zu Jolgins Wohnung abgeht. ... Ich werde Euch dort treffen. Ein Freund. So ... Ach, schreibt noch einmal darunter: Es ist wichtig!"

Daniuc folgt Deinen Anweisungen und schreibt die Worte schnell, ohen besonders ordentlich zu sein, auf ein einfaches Stück Lumpenpapier. Dann faltet es zusammen und versiegelt es mit etwas Wachs, ohne jedoch ein erkennbares Siegel zu verwenden. Dann reicht er Dir den Brief.

"Danke. Hier sind die 3 Klan und hier nochmal 3, damit Ihr den Brief schnell wieder vergesst."

"Welchen Brief?"

...

"..., aber sie war nicht da, und da habe ich den Brief dem Wirt gegeben. Er hat versprochen, ihn der Dame sofort zu geben, wenn sie zurückkommt."

"Na gut, hier sind die versprochenen 2 Klan."

Du gibst dem Strassenjungen die beiden Kupfermünzen, die er sofort in einem Beutel an seiner Brust verschwinden lässt. Du schaust ihm noch einmal in die Augen, aber er scheint ehrlich gewesen zu sein. Der Brief ist wohl wirklich abgegeben.

Jetzt heisst es erst einmal abwarten. Du hast Dich immer noch nicht, um eine Arbeit für den Winter gekümmert, aber das hat ja auch ein bisschen Zeit. Vielleicht solltest Du Kapitänin Fiarel wissen lassen, wo Du wohnst? Keine schlechte Idee. Also auf zur "Celara".

...

Fiarel ist gerade in einer Verhandlung mit zwei Kaufleuten, als Du an Bord kommst, nimmt sich aber bald ein paar Augenblicke Zeit, um mit Dir zu reden.

"Ahoi Meister Kallar, gut dass Ihr kommt. Ich habe eine Nachricht für Euch und wusste nicht, wo ich Euch finden kann."

"Eine Nachricht?"

"Ja, Herr Giamantors Nichte Aiunn war heute morgen hier und wollte mit Euch sprechen. Ich habe ihr gesagt, dass ich im Moment nicht weiss, wo Ihr seid."

- Was soll dass nun schon wieder heissen? Gestern hiess es noch: "Ich will Dich nie wieder sehen." -

"Und was hat sie daraufhin gesagt?"

"Ich soll Ihr Bescheid sagen, wenn ich erfahre, wo Ihr wohnt, oder Euch zu ihr schicken, wenn ich Euch treffe. Letzteres tue ich hiermit."

"Danke sehr ..."

"Und was wolltet Ihr von mir?"

"Ach ja, Entschuldigung. Ich wollte Euch nur sagen, dass ich zur Zeit in der "Perlengrotte" wohne. Damit Ihr mich erreichen könnt."

"Gut. Die Ladung ist allerdings noch nicht verkauft. Ich bin noch in Verhandlungen."

"Kein Problem. Danke nochmals. Ich will Euch nicht weiter stören."

In Gedanken versunken verlässt Du die "Celara" wieder. War der Brief an Aiunn jetzt umsonst? War das ganze ein Missverständnis, dass sie jetzt aufklären will? Aber was war mit Jolgin? Und der Ring? Aber eins ist klar, Du musst sie jetzt aufsuchen. Vielleicht klärt sich ja alles auf.

...

Der Wirt der "Krone" fängt Dich ab.

"Ihr seid Tim Kallar, der Navigator der Celara?"

"Ja, das bin ich."

"Die Dame Aiunn erwartet Euch schon. Ich soll Euch sofort zu Ihr bringen."

"Ich finde den Weg schon allein."

Etwas abrupt lässt Du den Wirt stehen und steigst die Treppe ins Obergeschoss empor. Bals stehst Du wieder vor der bekannten Tuer und klopfst.

Tock, tock, tock.

"Herein."

Du öffnest die Tür und betrittst Aiunns Zimmer. Aiunn ist offensichtlich gerade dabei, ihr Gepäck für den Aufbruch fertig zu machen. Zumindest trägt sie selbst einfache Reisekleidung. Sie wendet sich zu Dir um, hält einen Moment inne und setzt sich dann auf das Bett und lässt den Kopf hängen. Eine einzelne Strähne ihres langen schwarzen Haares fällt über ihr Gesicht.

"Hallo Tim."

"Hallo."

"..."

Nach einigen Augenblicken des Schweigens hebt sie den Kopf und schaut Dich an.

"Es tut mir leid. Ich weiss... ich glaube... ich muss Dir fürchterlich vorkommen."

Sie vergräbt ihr Gesicht in den Händen. Du setzt Dich neben sie auf das Bett.

"Gar nicht. Ich weiss nur überhaupt nicht, was eigentlich los ist. Was war das mit dem Ring? Und warum bist Du so wütend geworden? Erklär es mir doch einfach!"

Sie schaut Dich wieder an, und ihre Augen blicken hoffnungsvoll.

"Ich... ich war verlobt in Dar-Maran. Ich war so verliebt. Und dann hat er mich verlassen. Das einzige, was er zurückgelassen hat, war sein Verlobungsring - und der war zerbrochen. Deswegen bin ich mit auf dieser Fahrt - um zu vergessen."

"Aber..."

"Ich dachte gestern, dass Du davon wüsstest und einen bösen ... Scherz machen würdest. Aber ich habe nachgedacht, und mir ist klar geworden, dass Du ja gar nichts davon wissen kannst. Und jetzt ... ich weiss nicht ... die Familie meines Verlobten ist berühmt für ihre Hexer. Ich weiss wirklich nicht was das ganze zu bedeuten hat. Oh, es tut mir so leid, dass ich Dich so angebrüllt habe."

Tränen glitzern in ihren Augen, als sie Dir in die Augen sieht. Dann streckt sie ihre Hand aus berührt leicht Deine Wange.

"Ich liebe Dich."

Du stehst wortlos auf, wanderst mit gesenktem Kopf durchs Zimmer.

Deine Augen blicken Aiunn an, das Gesicht sehr ernst. Die Gedanken wirbeln in Deinem Kopf. - Bezweckt sie etwas? Spielt sie mir die unschuldige Liebende nur vor? Dann ist sie eine sehr gute Schauspielerin! -

"Ich liebe Dich auch!"

Aiunn fällt Dir um den Hals und vergräbt ihr Gesicht an Deiner Schulter. Du streichelst ihr Haar, nimmst dann ihren Kopf in Deine Hände und küsst die Tränen von ihrem Gesicht.

"Geh' nicht fort! Bleib den Winter über mit mir hier, egal was Dein Onkel sagt!"

Aiunn schnieft und löst sich aus Deiner Umarmung. "Gut. Ich werde hierbleiben. Mein Onkel kann alleine nach Gwynnin reisen." Sie wischt sich nocheinmal über die Augen , reisst sich dann zusammen und steht kerzengerade und entschlossen vor Dir. "Ich werde gleich mit ihm reden." Sie ist drauf und dran, aus dem Zimmer zu stürmen.

"Halt, warte." Du schaust sie scharf an. - Warum hat sie nichts von Jolgin gesagt? - "Da ist noch 'was. Was hat es mit diesem ermordeten Fischer Jolgin auf sich?"

Sie schaut Dich an, und für einen Moment ziehen sich ihre Augen zusammen. "Jolgin? ... Quin hat mich gebeten, dorthin zugehen und ihn zum Gasthaus zu bringen, weil er selbst zum Gottesdienst im Tempel musste. Bist Du mir etwa nachgeschlichen?" Ihre Miene drückt jetzt Ärger aus.

"Ich habe Dich zufällig gesehen, und wollte wissen, was Du ganz alleine im Fischerviertel machst."

"Du hättest mich fragen können!"

"Es tut mit leid. Aber Du musst zugeben, dass das ganze etwas seltsam wirkte. Und dann war dieser Fischer auch noch ermordet. Was hat Quin denn dazu gesagt?"

"Es geht Dich eigentlich gar nichts an, aber er war erschreckt und enttäuscht. Er wollte irgendwas von ihm, ich weiss aber nicht was."

Du schaust Aiunn an, und hast den Eindruck, dass sie ehrlich ist. Langsam wird das Feuer Deines Misstrauens schwächer. Aber der Brief? Hat sie ihn vielleicht nicht bekommen? Sollst Du sie fragen? Nein, Du hast eine Idee, Du wirst einfach bis heute abend warten und sehen, ob jemand und wenn ja, wer zum Treffpunkt kommt. Wenn es Aiunn ist, kannst Du nochmal mit ihr reden. Wenn jemand anders, dann lässt sich vielleicht noch etwas herausfinden.

"Es tut mir wirklich leid, dass ich Dir nachgeschlichen bin. Es war nur aus Sorge um Dich."

Ihr Blick wird wieder etwas sanfter, und sie nimmt Deine Hand. "Geh jetzt, ich muss mit Olorin reden, und es wird sicher nicht ganz einfach, ihn davon zu überzeugen, dass ich hierbleibe. Ich möchte nicht, dass Du in der Nähe bist, dass würde es nur noch schlimmer machen." Sie küsst Dich innig und öffnet dann die Tür. "Der Aufbruch ist für morgen früh geplant. Komm einfach hierher, wenn die anderen weg sind. Dann haben wir ganz viel Zeit für uns alleine."

Du umarmst Aiunn noch einmal und wendest Dich dann zum gehen. "Falls Du mich vorher sehen willst, ich wohne über der Perlengrotte im Hafenviertel. Meinst Du kannst Deinen Onkel überzeugen?"

"So oder so, ich bleibe hier."

Ein letzter Kuss, und dann verlässt Du das Zimmer und steigst die Stufen zum Erdgeschoss hinab.

Unten ist der Wirt gerade dabei, eine Magd auszuschimpfen, die einen Eimer in der Gaststube umgekippt habt. Kurzentschlossen gehst Du auf ihn zu.

"Herr Wirt, hat heute jemand einen Brief für Fräulein Aiunn abgegeben?"

Er schaut Dich etwas erstaunt an. "Ja, wieso?"

"Hat sie ihn bekommen?"

"Soweit ich weiss, ja. Der ehrwürdige Herr Verrasantar wollte ihn Ihr geben."

"Oh ... na dann ist es ja gut."

Nachdenklich verlässt Du das Gasthaus. Schon wieder Quin? Hat er Aiunn den Brief etwa nicht gegeben? Aber er ist doch ein Priester des Saër, des Gottes der Wahrheit. Hat er ihn vergessen? Sehr unwahrscheinlich. Aber vielleicht ist es ganz gut, wenn Aiunn den Brief nicht bekommen hat. Vielleicht lässt sich so mehr herausfinden.

Die Sonne steht schon ziemlich tief, und Du hast nicht mehr viel Zeit, bevor Du zum Treffpunkt am Fischmarkt musst.

...

Mit Besorgnis betrachtest Du den zunehmend leerer werdenden Platz. Es hätte ruhig noch etwas lebhafter sein können. Du fröstelst in der zunehmenden Kälte des Abends und richtest Deine Aufmerksamkeit wieder auf die gegenüberliegende Seite des Fischmarkst, dahin, wo die Gasse zu Jolgins Haus abgeht und wo in den nächsten Minuten irgendjemand auftauchen sollte.

Unwillkürlich ziehst Du dich weiter in die dunkle Gasse zurück, in der Du dich versteckt hältst. Beinahe hättest Du Quin übersehen. Ohne seine Priestergewänder sieht er aber auch völlig verändert aus. Du beobachtest den rotbärtigen Priester, wie er über den Marktplatz geht, sich in der Nähe des Treffpunktes postiert und aufmerksam die wenigen Passanten betrachtet.

...

Einige Zeit später, die Sonne ist untergegangen und die Schatten des Abends werden dichter. Quin ist zusehend unruhiger geworden und geht am Eingang der Gasse auf und ab. Der Platz ist fast völlig leer.

...

Endlich scheint Quin genug zu haben. Er hat fast eine halbe Atlai (eine Stunde) dort gewartet, und Du kannst ihn in der Dämmerung kaum noch erkennen.

Aber anstatt direkt den Platz zu verlassen, winkt Quin in Richtung der Gasse, vor der er die ganze Zeit gewartet hat. Zwei Gestalten treten aus einem Torbogen heraus und gehen zu ihm hin. In der Dämmerung kannst Du sie nicht gut erkennen, aber sie kommen Dir auch nicht bekannt vor. Kräftige Gestalten, die sich ziemlich selbstsicher bewegen. Quin redet kurz mit ihnen und scheint ihnen dann etwas in die Hand zu drücken. Münzen? Hat er vielleicht ein paar Schläger angeheuert? Aber wozu? Um sicher zu gehen, dass ihm nichts passiert oder um dem anonymen Briefschreiber etwas anzutun? Auf jeden Fall macht er immer weniger den Eindruck eines offenen und ehrlichen Saër-Priesters.

Jetzt trennen sich die drei Männer, Quin geht wieder zurück in Richtung Gasthaus und die beiden anderen wandern zum Hafen. Du überlegst, ob Du jemandem folgen sollst, und wenn ja wem. Olorin geht wahrscheinlich nur zurück zur 'Krone', und ausserdem ist er Dir als Priester oder Zauberer nicht so geheuer. Aber die anderen beiden sind zu zweit und kennen sich bestimmt hier aus. Ach was soll's, feige warst Du noch nie. Ausserdem wird es ja schon dunkel.

Als die zwei schon fast auf der anderen Seite des Fischmarktes verschwunden sind, löst Du dich aus dem Schatten der Hauswand und folgst ihnen unauffällig. Du brauchst nicht lange hinter ihnen herzuschleichen, denn sie verschwinden bald in einer Fischerspelunke am Hafen. Jetzt werden sie sicher das Geld versaufen, das sie gerade bekommen haben. Kurzentschlossen betrittst Du die Kneipe.

...

Einige Zeit und viele Biere später.

"... unn dann had er g's'gt: 'Wnn ich euch winge, d'nn schnappt ihr euch d'n Gerl, aber der is' nie g'gommen unn had unns um 'nen gudes Silberschdügg g'brachd, d's Schweinn."

"Hat der Typ denn seinen Namen genannt?" Die beiden sind inzwischen so betrunken, dass Du nicht zu befürchten brauchst, dass sie Deine Nüchternheit bemerken.

"Nee, had er nich, oder hass du was g'hörd?"

"Wass soalll ich hörn?"

"Vergisses, Du bis ja bedrungen."

Hm, gelogen hat Quin zumindest nicht direkt, nach der Erzählung der beiden Seeleute zu urteilen. Er hat die beiden angeheuert um EVENTUELL jemanden zu überwältigen, der ihn MÖGLICHERWEISE erpressen wollte. Und einen Namen hat er ihnen offensichtlich nicht genannt. Mehr ist aus diesen beiden auch nicht mehr herauszuholen. Du bezahlst die Rechnung und begibst Dich zurück zur Perlengrotte.

...

Müde von dem langen Tag legst Du Dich ins Bett und versinkst in unklaren Träumen, in denen Du Aiunn hinterherläufst, aber jedesmal, wenn Du sie zu fassen bekommst, verwandelt sich sich in jemand anders: Olorin, Quinn, Liona, Dein Freund Maygin, Morten, Fiarel ... und irgendwo im Hintergrund sitzt ein alter Mann, den Du nicht erkennen kannst.

...

Ort: Marktplatz von Llannaid

Zeit: 6. Aleët (Feldtag der Feuerwoche des Monats Elrani) - Morgens

Ungeduldig beobachtest Du seit einer Atlai den Eingang des Gasthauses "Zur Krone". Wann brechen sie denn endlich auf? Jetzt bringt ein Knecht drei Pferde aus dem Stall. Eines ist mit Gepäck beladen. Dann bleiben aber nur noch zwei Reitpferde!?

Dann kommen Quin und Olorin aus dem Haupteingang, begleitet vom dem bücklingmachenden Wirt. Sie wechseln ein paar letzte Worte mit Poirac, besteigen die Pferde und reiten in Richtung des Gwynniner Tores davon. Von Lionafara Yalini ist keine Spur zu sehen.

Du wartest noch ein paar Augenblicke und gehst dann schnellen Schrittes hinüber zum Gasthaus. Den Schankraum hast Du durchquert, bevor der Wirt Dich überhaupt ansprechen kann, und auf der Treppe nimmst Du immer drei Stufen auf einmal. Schon bist Du den Flur zu Aiunns Zimmer halb hinunter, als vor Dir plötzlich eine Tür aufgeht. Liona versperrt Dir den Weg. Sie hat die Arme in die Seiten gestemmt und schaut Dich sehr ernst an.

"HerrKallar.IchmussdringendeinWortmitEuchsprechen.Tretetbitteein!"

Ihr Ton lässt keinen Zweifel daran, dass es ihr sehr ernst ist. Wohl oder über folgst Du ihrer Aufforderung und betrittst ihr Zimmer. Sie kommt hinter Dir her und schliesst die Tür.

"HerrKallar.Ichnehmean,dassIhrderGrundfürFräuleinAiunnsWunschseid,inLlannaidzubleiben."

Du versuchst zu antworten, aber sie lässt Dir keine Zeit dazu.

"IchhoffeIhrseidEuchdarüberbewusst,dassFräuleinAiunnauseinerSEHRvornehmen Familiestammt.IhrOnkelwarsehrungehaltenüberIhrVerhalten.IhrwerdetdiejungeDamenoch inSchwierigkeitenbringen.

Wieder unternimmst Du den Versuch, eine Antwort unterzubringen, aber Du kommst nur zu einem Kopfschütteln bevor Liona fortfährt. Ihr Ton wird allerdings sanfter.

"Oh,ichweissjawiejungeLiebeist.AlsmeinverstorbenerGattedamals...aberdasgehört jetztwohlnichthierher.AufjedenFallbinichhiergeblieben,umeinAugeaufdiejunge DameauhabenunddamitwohlauchaufEuch.Passtalsoauf,dassIhrEuchnichtunziemlich benehmtundFräuleinAiunninSchwierigkeitenbringt.

Mit den letzten Worten öffnet sie die Tür wieder.

Etwas überrascht, dass das schon alles gewesen sein soll, machst Du einen Schritt in Richtung Tür.

"Da-"

"Neinneinnein,Ihrbrauchtgarnichtszusagen.Gehtjetzt,ichglaubejemandwartet aufEuch.Undfallsirgendetwasist,ichbinwahrscheinlichdenTagüberimTempel."

Bevor Du noch irgendetwas sagen kannst, hat sie Dich aus der Tür gedrängt und diese vor Deiner Nase geschlossen. Du stehst wieder auf dem Flur.

"Danke."

...

Du löst sich sanft aus dem innigen Kuss Aiunns.

"Eins muss ich noch wissen, wie heisst Dein ehemaliger Verlobter?"

Sie lässt sich rückwärts auf das Bett fallen und streckt die Arme aus. Ihre langen dunklen Haare breiten sich über die Decke aus. "Ach, ich mag jetzt gar nicht an ihn denken."

"Sag mir, wer er ist. Wenn er so bösartig ist, muss ich es wissen."

Sie schaut dich an und seufzt. "Er heisst Erin Akephalos."

Du pfeifst durch die Zähne. Akephalos! Dion Akephalos ist der Hochmeister des Ordens des Weissen Turmes und sitzt als Vertreter aller Hexer im "Rat der Dreizehn", der Regierung von Narsaria. Die Familie Akephalos rühmt sich, seit fünfzehn Generationen mächtige Magier hervorgebracht zu haben, und Erin Akephalos gilt als einer der möglichen Erben von Dion.

Aiunn schaut Dich etwas unsicher an. "Er ist ziemlich mächtig."

Du schüttelst die Gedanken an ihn ab. "Ach was, er ist weit weg. Ich weiss sowieso nicht, wieso er sich mit solchen Kleinigkeiten wie zerspringenden Ringen abgeben sollte."

"Er ist ein seltsamer Mensch. Und inzwischen macht er mir nur noch Angst."

"Hab' keine Angst. Wir haben einen langen Winter vor uns und sind fern von Narsaria. Kein Hexer soll uns stören."

Du beugst Dich zu ihr hinab, um Ihr einen Kuss zu geben. Sie schlingt ihre Arme um Dich und zieht Dich zu sich aufs Bett.

...

Die nächsten Tage sind ein wunderschöner Traum. Das Wetter ist kalt, aber klar, und Deine Erinnerungen an das Misstrauen und das seltsame Erlebnis mit dem Ring verblassen in der Gesellschaft von Aiunn, die Dir schöner vorkommt als je zuvor. Sie selbst scheint glücklich zu sein, ihre Zeit mit Dir verbringenzu können, und nur manchmal meinst Du, einen Schatten von Melancholie oder düsterer Gedanken bei Ihr zu entdecken. Lionafara, die eigentlich von Olorin damit beauftragt wurde, auf Aiunn aufzupassen, lässt Euch in Ruhe. Du bekommst sie kaum zu Gesicht; meistens hält sie sich wohl im Tempel des Saër auf.

Ihr geht am Strand des Meeres der Kälte spazieren, streift and den Ufer des Raerwen entlang, besucht die Tavernen der Stadt, macht es Euch vor dem Kamin von Aiunns Zimmer gemütlich und liebt Euch oft. Manchmal schmiedet Ihr Pläne, was Ihr nach diesem Winter in Llannaid machen wollt, aber Aiunn baut eher Wolkenschlösser als praktische Pläne, die sich in die Tat umsetzen liessen. Im Grunde genommen seid Ihr es jedoch zufrieden, in den Tag hinein zu leben, denn der Winter ist noch lang, und der Beginn des Frühlings scheint in ewiger Ferne zu liegen.

...

Ort: Llannaid

Zeit: 10. Aleët (Geisterttag der Feuerwoche des Monats Elrani) - Vormittags

Heute morgen hast Du Dir von Fiarel Unangor Deinen Anteil an dem Erlös ihrer Seide abgeholt. Auf dem Rückweg von der 'Celara' zur 'Krone' klimpern daher zwanzig Telos (Silberstücke) in Deinem Geldbeutel, und Du bist bester Laune. Heute Nacht hat es den ersten schweren Frost gegeben, und Dein Atem zaubert weisse Wolken in die frische Morgenluft.

Als Du das Gasthaus betrittst, siehst Du zwei Stadtwachen, die sich im Schankraum niedergelassen haben und auf jemanden zu warten scheinen. Von einer unangenehme Vorahnung überkommen steigst Du die Treppe empor und klopfst an Aiunns Tür. Sie ruft "Herein."

Du öffnest die Tür und siehst drei Personen im Raum. Neben Aiunn und Liona steht ein Mann in der Kleidung der Stadtwache in der Mitte des Zimmers. Aiunn schaut recht unglücklich und Lionas Blick schickt Dir kalte Schauer den Rücken hinunter. Wenn Blicke töten könnten, wäre es jetzt wohl um den Navigator Tim Kallar geschehen. Liona ist ausnahmsweise still.

Der Mann wendet sich an Dich. "Ich bin Leutnant Maduk. Ich nehme an, Ihr seid Tim Kallar, der Steuermann des Schiffes 'Celara'?"

"Der Navigator, ja der bin ich."

"Ich habe ein paar Fragen an Euch. Würdet Ihr mich bitte hinunter in die Gaststube begleiten!" Der letzte Satz ist keine Frage, sondern eine Aufforderung. Ohne eine Antwort abzuwarten, wendet er sich an die beiden Frauen. "An Euch, meine Damen, habe ich im Moment keine weiteren Fragen, aber es kann sein, dass sich weitere ergeben. Bitte verlasst daher vorerst die Stadt nicht."

Aiunn nickt, und Leutnant Maduk bedeutet Dir mit einer Geste, den Raum zu verlassen. Du schaust noch einmal in Richtung Aiunn, fängts aber nur einen finsteren Blick von Liona auf.

Unten in der Gaststube setzt sich Maduk an einen der leeren Tische, und Du nimmst ihm gegenüber Platz. Er schaut Dich scharf an.

"So, was könnt Ihr mir über den Mord an dem Fischer Jolgin sagen?"

Mit welchen Erlebnissen soll es weitergehen?

[Ajac] - [Garthan] - [Gwendon] - [Morten] - [Tim] - [Turras]