Du prostest Levardos zu und nimmst
einen Schluck von dem Rotwein. Ein schwerer Tropfen aus den
randwärtigen Weinbaugebieten Narsarias. Der Graf hat keinen
schlechten Geschmack.
"Es freut mich wirklich, dass Sie diese Zeit
für mich erbringen können. Hmmmm, der Wein ist wirklich
ausgezeichnet. Und sogar nicht vergiftet..."
Das kleine Fragezeichen auf dem Gesicht des
Hauptmann lässt Dich ein wenig ausholen: "Oh, verzeiht diese
Anspielung. Ich habe dem Herrn Graf schon mal berichtet, dass es
zunehmend aufwendiger wird, wirklich grosse Projekte in Nasaria
durchzuziehen. Es kann da schon mal vorkommen, dass Gegner eines
Projektes das Übel an der Wurzel packen. Die Vergiftung von
Gegnern hat in Narsaria Tradition....aber ich denke so weit sind wir
hier noch nicht. Zum Wohl, Herr Hauptmann"
"Lasst Euch von der äusserlich einfachen Art
der Gwynnether nicht täuschen. Die Intrigen, die hier gesponnen
werden, sind mindestens genauso mörderisch, wie die unter den
Handelsfamilien von Dar-Maran.Wusstet Ihr, dass der Vater des
jetzigen Königs vergiftet wurde? Angeblich von seinem
ältesten Sohn Corwin. Deshalb sitzt dieser jetzt in den
Verliesen der königlichen Burg und sein Bruder Geren auf dem
Thron. Es wird aber vielfach gemunkelt, dass Geren der eigentliche
Übeltäter ist und seinen Bruder fälschlich beschuldigt
hat. Zum Wohl."
...
"Während meines ersten Ganges durch die Stadt
führte mich mein Weg auch durch das Hafenviertel. Auch bei uns
in Dar-Maran ist das eine weniger erfreuliche Gegend. Habt Ihr viele
Probleme mit Gewalt und Verbrechen?"
Levardos lacht. "Ja, Hafenviertel haben so etwas
an sich. Die Seeleute brauchen immer etwas rauhere Unterhaltung. Aber
eigentlich haben wir keine grossen Probleme. Der Winter ist ein
bisschen unruhiger, weil die Matrosen der Schiffe, die hier
überwintern, häufig keine Arbeit haben - übrigens eine
gute Quelle für Arbeiter für Euch -, aber Probleme sind das
eigentlich nicht. Mit 200 Mann ist die Stadtwache beachtlich gross,
und alle Viertel der Stadt werden patroulliert. Das grösste
Übel ist der Schmuggel. Viele versuchen, die Zölle des
Grafen zu umgehen, und wir haben keine angemessenen Boote, um die
Küste zu patroullieren." Er zuckt mit den Schultern.
"Gelegentlich schnappen wir einen, aber wer weiss, wieviele uns durch
die Lappen gehen."
Er nimmt einen Schluck von seinem Wein. "Und mit
dem Schmuggel kommt auch mehr Gewalt in die Stadt. Erst vor ein paar
Tagen hat es einen Mord gegeben, der wahrscheinlich mit einer
Schmuggelbande in Verbindung steht."
Du horchst auf. "Ich habe davon gehört, dass
ein Fischer ermordet wurde. Wie war sein Name noch gleich?"
"Jolgin?"
"Ja, so hiess er."
Levardos nickt. "Fischer. Naja, sagen wir, er hat
allerlei Arbeiten im Hafen erledigt. Unter anderem für den
Küfer Fulric. Und das ist einer unser notorischsten Schmuggler.
Nur erwischen konnten wir ihn noch nie."
"Habt ihr eine Spur, wer der Täter
ist?"
Levardos schaut Dich an, und Du hast das
Gefühl, dass er ein wenig über Dein Interesse erstaunt ist.
Er ist wirklich ein sehr aufmerksamer und ziemlich intelligenter
Mann.
"Nein, einer meiner Leutnante untersucht das
Verbrechen. Aber Fulrics Leute halten immer dicht. Ich habe keine
grosse Hoffnung, dass wir Erfolg haben."
"Ihr seit sicher verwundert, wieso mich diese
Geschichte überhaupt interessiert. Kann ich durchaus verstehen.
Die Sache ist halt die, sie werden es nicht glauben, dass es da eine
Verbindung zwischen mir und diesem Jolgin gibt..."
"Eine Verbindung?"
"Ich denke Ihr behandelt diese Information
angemessen...und vielleicht dient sie in irgendeiner Form Ihren
Ermittlungen in der Angelegenheit. Ein recht guter Freund von mir
verschaute sich auf der Schiffsreise hierher in eine überaus
attraktive junge Frau, die ihren Onkel auf der Reise begleitet hat.
Ich gehe davon aus, dass Ihr wisst von welchen Personen ich
spreche."
"Ich denke schon." Levardos sieht Dich gespannt
an.
"Hier in Llannaid ist er ihr, ich glaube am Abend
des 4. Aleet, aus lauter Neugier gefolgt. Und diese Frau ging just
zum Haus, in dem dieser Fischer wohnte und erfuhr dort wohl, das
dieser tot sei. Diese Geschichte hat mein Freund mir in einem
Liebeskummer-Vollrausch und nur sehr undeutlich berichtet. Dieses
alles würde ich Ihnen nicht erzählen, wenn ich nicht das
Gefühl hätte, dass mit dieser Frau irgendetwas nicht
stimmt. Sie wird sicher nichts mit diesem Mord zu tun haben...aber
zumindest ihr Kontakt zu Jolgin ist etwas seltsam. Herr Levardos,
meinem Freund scheint es mit dieser Frau sehr ernst zu sein, aber ich
möchte nicht, dass er da in irgendwelche tieferen
Schwierigkeiten gerät. Das passiert sehr leicht, wenn man mit
Reisebegleiterinnen von Vertretern mächtiger Leute zu tun
hat..."
Aber Ihr werdet verstehen, dass ich diesen Hinweis
nicht so einfach zurSeite legen kann. Wir werden uns diese junge
Frau schon etwas genauer ansehen muessen."
"So war das auch nicht gemeint, aber behandelt
meinen Freund bitte vorsichtig." Du wechselst das Thema. "Nehmt Ihr
an der morgigen Jagd teil?"
Er schüttelt den Kopf. "Nein. Ich habe hier
viel zu tun. Und zu so etwas läd der Graf mich auch
normalerweise nicht ein. Das bleibt engeren Freunden und Gästen
vorbehalten."
Auch der Rest des Abends vergeht mit einer
angenehmen Unterhaltung mit Levardos, in der Du einiges über die
nicht "öffentliche" Seite der Stadt erfährst.